Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin

GOTS: Von der Leichtathletik-WM 2009 zum Kongress 2010

GOTS – Newsletter vom 23.12.2009

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit großen Schritten neigt sich das Jahr 2009 dem Ende zu. Zum Jahreswechsel übermitteln wir Ihnen nachfolgend das Grußwort des GOTS-Präsidenten Prof. Dr. Holger Schmitt (Heidelberg), der auch auf den GOTS-Kongress 2010 vorausblickt.

Höhepunkt des Sportjahres 2009 war zweifellos die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin. GOTS-Mitglied Dr. Babak Amini (Bielefeld) gehörte zum ärztlichen Betreuerstab der Veranstaltung. Im Interview blickt er auf seine Erlebnisse und Erfahrungen in der Hauptstadt zurück.

Wir wünschen Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start in ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2010!

Mit freundlichen Grüßen,
Frank Wechsel und Dr. Wolfgang Schillings, GOTS-Pressesprecher

Grußwort zum Jahreswechsel: Prof. Dr. Hoger Schmitt, GOTS Präsident

Liebe Mitglieder und Freunde der Gesellschaft,

das auslaufende Jahr war für unsere Gesellschaft ein sehr bewegtes, aber auch sehr erfolgreiches Jahr. Die Geschäftsstelle der Gesellschaft musste nach dem Ausscheiden von Frau Arbogast kurzfristig neu besetzt werden. Wir sind sehr froh, dass wir mit Frau Petra Enderlein eine Nachfolgerin finden konnten, die nach sehr kurzer Einarbeitungszeit die Aufgaben der Geschäftsstellenleitung zu unserer größten Zufriedenheit erledigt. Ich darf sie ermutigen, sich mit allen Fragen, die mit der Gesellschaft für Orthopädisch- Traumatologische Sportmedizin (GOTS) zu tun haben, an sie zu wenden. Sie werden feststellen, dass kompetent und zügig geantwortet wird.

Weiterhin steigende Mitgliederzahlen sind für mich ein Zeichen, die in den letzten Jahren formulierten Ziele der Gesellschaft weiter zu verfolgen und einzelne Projekte voranzutreiben. Eine Ausweitung der Aktivitäten im Sinne von Patronatsveranstaltungen in Österreich, der Schweiz, in Deutschland auch in den Norden und Osten des Landes wird fortgesetzt.

Die Forschungsförderung insbesondere unserer jungen an wissenschaftlichen Einrichtungen tätigen Mitglieder hat für uns eine ganz zentrale Bedeutung in der Zusammenführung wissenschaftlicher Aktivitäten und praktischer Tätigkeiten in der Betreuung von Leistungs-, aber auch Breitensportlern. Auch 2010 wird die Gesellschaft sportbezogene Projekte wieder finanziell unterstützen (Informationen erhalten Sie auf unserer Homepage www.gots.org).

Was können wir vom nächsten Jahr erwarten? Ganz besonders aufmerksam machen möchte ich Sie auf den Jubiläumskongress vom 18.-20. Juni 2010 in München, 25 Jahre nach Gründung der Gesellschaft. Ein sehr interessantes wissenschaftliches Programm  wurde vom Organisationskommitee zusammengestellt. Erstmalig werden wir bei diesem Kongress den Teilnehmern auch die Möglichkeit einer Liveübertragung eines Sporthöhepunktes ermöglichen. An unserem ersten Kongresstag, dem Freitag, wird die deutsche Fußballnationalmannschaft in Südafrika am Mittag (13:30 Uhr) ihr zweites Vorrundenspiel gegen Serbien absolvieren. Ein hoffentlich erfolgreiches Abschneiden werden wir also mitverfolgen können. Auch der Festabend wird in neuer Umgebung neu gestaltet werden. Lassen sie sich überraschen. Es wird für mich eine große Freude sein, Sie gemeinsam mit de m Kongresspräsidenten Prof. Dr. Dr. Victor Valderrabano aus Basel auf unserem Kongress in München begrüßen zu können.

Der Austausch wissenschaftlicher und persönlicher Erfahrungen mit Kollegen aus dem Ausland in unseren sportorthopädisch bzw. sporttraumatologisch ausgerichteten Zentren wird wieder einen besonderen Höhepunkt darstellen. Mitglieder aus Deutschland werden die Möglichkeit haben, 2010 nach Japan und Korea zu reisen.
Ihnen allen wünsche ich ein frohes und besinnliches Weihnachstfest sowie einen guten Rutsch in ein erfolgreiches, glückbringendes Neues Jahr.

Prof. Dr. Holger Schmitt (Heidelberg)
Präsident der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin

Die Leichathletik-Weltmeisterschaft aus sportärztlicher Sicht

Vom 15. bis 23. August fanden die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 in Berlin statt. Zu einem reibungslosen Ablauf des Highlights des Sportjahes 2009 in Deutschland gehörte eine optimale medizinische Betreuung der etwa 2.000 Athleten aus aller Welt. Dr. Babak Amini (39), GOTS-Mitglied und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie im Klinikum Bielefeld, berichtet im folgenden Interview über seine Erfahrungen im Ärzteteam dieser sportlichen Großveranstaltung.

Wie kam es zu Ihrer Tätigkeit bei der Leichtathletik-WM in Berlin?
Dr. Babak Amini: Ich komme selbst aus der Leichtathletik und da hat es mich sehr gereizt, bei einer solchen Veranstaltung im eigenen Land einmal mitzuwirken. Zusammen mit meinem Kollegen Dr. Jens Brüntrup habe ich mich schließlich beworben. Zunächst bekamen wir eine Einladung für zwei Vortreffen in Berlin. Der „medical service“ bestand aus zahlreichen Physiotherapeuten und etwa 20 Fachärzten für Innere Medizin beziehungsweise Orthopädie, allesamt erfahrene Sportmediziner. Da die meisten Athleten schon einige Tage vor Beginn der WM angereist sind, habe ich mir zwei Wochen Urlaub genommen und war auch schon vom 10. August an in Berlin.

Wo wurden Sie dann vor Ort eingesetzt?
Amini: In den beiden Athletenhotels wurden mehrere Zimmer als Praxisräume umgestaltet. Das waren die medizinischen Hauptanlaufstellen der Athleten. Hier haben wir immer im Zweiergespann zusammengearbeitet, ein Internist und ein Orthopäde. Somit konnten wir die meisten Verletzungen und Krankheiten fachlich optimal abdecken. Es gab einen Rund-um-die-Uhr-Dienst inklusive nächtlicher Rufbereitschaft. Nach einer Woche habe ich dann gewechselt zu den Trainings-, Aufwärm- und Wettkampfplätzen. Das war sehr spannend, da ich dadurch noch näher am Geschehen war.

Wie viele Athleten haben Sie täglich behandelt und welche Verletzungen standen im Vordergrund?
Amini: Das Patientenaufkommen war in etwa vergleichbar mit dem einer orthopädischen Praxis: Zwischen 50 und 70 Personen haben unsere Dienste jeden Tag in Anspruch genommen. Das waren allerdings nicht nur Athleten, auch deren Trainer und Betreuer brauchten gelegentlich medizinische Hilfe. Es gab in diesem Jahr zum Glück keine schweren Verletzungen, was sicherlich auch an den optimalen Wetterbedingungen lag. Lediglich zwei Frakturen und eine Kopfplatzwunde traten auf, ansonsten hauptsächlich Muskelzerrungen und -faserrisse, Prellungen und Rückenbeschwerden.

Was ist das Besondere am Patient „Leistungssportler“?
Amini: Die Erwartungen der Athleten und des gesamten Betreuerteams an uns sind sehr groß. Sie wollen möglichst schnell wieder zu 100 Prozent fit sein. Dabei geht es wirklich um jede Minute. Das Ganze erinnert an einen Boxenstop in der Formel 1. Einmal kam der kubanische Olympiasieger von 2008 über 110-Meter-Hürden, Dayron Robles, mit seinem gesamten zehnköpfigen Betreuerstab zur Behandlung. Da ist der Druck natürlich groß.

Hilft es dann, wenn man selbst Sportler ist?
Amini: Auf jeden Fall! Allein schon, um nachvollziehen zu können, was es für einen Athleten bedeutet, sich lange Zeit auf einen Wettbewerb vorbereitet zu haben und sich dann kurz vor dem großen Auftritt eine Verletzung zuzuziehen. Da bricht für den Sportler eine ganze Welt zusammen. Es ist ja nicht so, dass Leichtathleten jedes Wochenende in vollen Stadien auftreten wie etwa Fußballspieler. Für sie ist es für einen langen Zeitraum das einzige Mal, wo sie sich und ihre Leistung einem großem Publikum präsentieren können. Das wollen sie sich dann natürlich auch um keinen Preis der Welt nehmen lassen. In solchen Situationen muss man als behandelnder Arzt einerseits Verständnis aufbringen und mit großem Fingerspitzengefühl vorgehen, andererseits aber auch an deren Vernunft appellieren. Dadurch wurde der Psychologe in uns gefordert und zugleich geschult.

Was konnten Sie aus dieser Zeit sonst noch lernen?
Amini: Das Erlebnis, Teil eines Therapeutenteams zu sein, war sehr intensiv. Nur wenn Orthopäden, Internisten, Physiotherapeuten und Masseure gut zusammenarbeiten, können wir erfolgreich sein und den Athleten optimal behandeln. Es ist außerdem sehr wichtig, seine Grenzen zu kennen und die Sportler zeitnah zum Kollegen zu überweisen, statt falschen Ehrgeiz zu zeigen.

Würden Sie nochmals bei einem solchen sportlichen Großevent als Arzt mitwirken wollen?
Amini: Ja, definitiv! Man kann einerseits viele Erfahrungen sammeln und andererseits hat es auch noch großen Spaß gemacht. Wenn sich die Gelegenheit bietet, wäre ich in jedem Fall wieder gerne dabei. Ich kann das auch nur allen sportlich interessierten Ärzten empfehlen.

Dr. Babak Amini ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum Bielefeld und seit 2005 GOTS-Mitglied. Das Interview führte Dr. Wolfgang Schillings.

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