Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin

Golf aus sportmedizinischer Sicht

Sehr geehrte Damen und Herren,
in Deutschland greifen mit etwa 636.000 registrierten Golfspielern so viele wie nie zuvor zum Schläger, Tendenz steigend. Deutschland liegt im europäischen Vergleich auf Rang 2 hinter dem klassischen Golfland England. Wie bedeutend dieser Sport geworden ist, zeigt, dass Golf nach 100-jähriger Abstinenz ab 2016 als olympische Disziplin zugelassen ist. Wir widmen uns dem Traditionssport in diesem Newsletter (für Veröffentlichungen freigegeben) heute aus sportmedizinischer Sicht.

Die 29. GOTS-Jahrestagung findet am 20. und 21. Juni 2014 in München statt. DieEinreichungsfrist für die Abstracts zum wissenschaftlichen Programm endet am 1. Dezember 2013. Hinweisen möchten wir auch erneut auf die Forschungsförderung in Höhe von 20.000 Euro, die anlässlich der Jahrestagung in München vergeben wird. Annahmeschluss für die Bewerbungen ist der 31. März 2014. Weitere Informationen zur Jahrestagung finden Sie wie immer unter www.gots-kongress.org.

Die 24. Jahrestagung des Berufsverbandes für Arthroskopie findet bereits am 31. Januar und 1. Februar 2014 im Düsseldorfer Medienhafen statt. Die Anmeldung ist möglich über die Websitewww.bvask.de, den Kongressflyer (PDF) finden Sie hier..

Mit freundlichen Grüßen
Frank Wechsel und Dr. Wolfgang Schillings, GOTS-Pressesprecher

29. GOTS-Kongress 2014: Call for Abstracts

Der 29. Jahreskongress der GOTS findet vom 20. bis 21. Juni 2014 im Hilton Munich Park Hotel in München statt. Um das Programm möglichst attraktiv, zeitgemäß und innovativ zu gestalten, laden wir Sie herzlich ein, einen aktiven Beitrag zum wissenschaftlichen Programm zu leisten.

Poster- und Vortrags-Abstracts zu den Schwerpunktthemen

bitten wir Sie, ausschließlich über www.gots-kongress.org einzureichen. Dort finden Sie auch alle weiteren Informationen zur Tagung. Die Einreichungsfrist endet am Montag, 1. Dezember 2013.

Die Pressekonferenz zum Kongress wird am Donnerstag, 19. Juni 2014, um 11 Uhr stattfinden. Wir werden Sie in unseren nächsten Newslettern über Inhalte und Ort informieren.

Golf aus sportmedizinischer Sicht

In Deutschland greifen mit etwa 636.000 registrierten Golfspielern so viele wie nie zuvor zum Schläger, Tendenz steigend. Deutschland liegt im europäischen Vergleich auf Rang 2 hinter dem klassischen Golfland England. Wie bedeutend dieser Sport geworden ist, zeigt, dass Golf nach 100-jähriger Abstinenz ab 2016 als olympische Disziplin zugelassen ist. Mit etwa 62 Millionen Aktiven ist Golf zwar die weltweit häufigst ausgeübte Sportart, hinsichtlich seines physischen und psychischen Beanspruchungsprofils besteht allerdings ein deutliches Erkenntnisdefizit, gesicherte Fakten liegen bisher nur begrenzt vor.

Golf: Sportmedizinische Fakten

Bei einer Runde über 18 Spielbahnen/Löcher, deren Länge zwischen 329 Meter (Par 3) und 650 Meter (Par 5) für Herren sowie zwischen 192 Meter (Par 3) und 576 Meter (Par 5) für Damen variieren kann, ergibt sich eine Gesamtlänge der Spielbahnen von circa 6.000 Meter. Die tatsächlich vom Spieler zurückgelegte Distanz kann aber zwischen 6,5 und 10 Kilometer liegen und dauert etwa fünf Stunden. Der Sportler verbraucht bei einer Runde bis zu 1.500 Kalorien und kann bis zu einem Kilogramm Körpergewicht verlieren. Die gemessenen Pulsfrequenzen liegen dabei nie unter 100 pro Minute, teilweise treten Spitzenwerte bis zu 150 pro Minute auf.

Von unseren insgesamt 434 Muskeln werden beim Golfspielen 124 dauerhaft beansprucht. Der Kreatininkinase-Wert (CK) als Hinweis für Muskelarbeit steigt im Vergleich zum normalen Gehen um 100 Prozent, was man eigentlich nur bei Sportarten mit höheren Belastungen wie beispielsweise dem Rudern beobachtet. Bei den Caddys hat man dagegen nur einen CK-Wert-Anstieg um fünf Prozent festgestellt. Lungenfunktionsprüfungen ergaben eine um 20 Prozent höhere Leistungsfähigkeit gegenüber untrainierten Menschen, auch sinken die Cholesterin- und Triglyceridwerte um 15 Prozent. Als wissenschaftliche Begründung dieser Stoffwechselreaktionen werden hohe mentale und koordinative Anforderungen beim Golfspielen geltend gemacht. Golfsport führt also zu einer Dauerbelastung, jedoch ohne risikoreiche Spitzen. Diese medizinischen Faktoren zeigen, dass Golf auch für Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen gut geeignet ist, ernst zunehmende Komplikationen beziehungsweise Risiken treten praktisch nicht auf. Golfspielen setzt allerdings hohe koordinative und mentale Fähigkeiten voraus.

Akute Verletzungen

Erfreulicherweise sind akute Verletzungen beim Golf eher selten zu beobachten. Ursache für Rippenfrakturen ist insbesondere bei Anfängern eine fehlerhafte Technik mit hackenden Schlägen in den Boden. Schwerere Verletzungen sind äußerst selten und betreffen in erster Linie Rumpf und Schädel (auch Todesfälle!) durch die Wucht des Aufpralls des Golfballs oder durch einen Schlag (Anprall) des Schlägers auf einen Körperteil. Ebenso treten meist durch fehlerhafte Ausübungen Prellungen und Stauchungen des Schlagarms, Kontusionen im Bereich des Schultergürtels, des Rückens sowie des Rumpfs auf, außerdem Distorsionen im oberen wie unteren Sprunggelenk, die aber eher als Bagatellverletzungen zu beurteilen sind.

Chronische Verletzungen

Im Vordergrund der sportorthopädischen Betrachtung stehen die chronischen Verletzungen des Golfspielers der oberen und unteren Extremitäten sowie der Wirbelsäule. Bei allen im Folgenden aufgeführten sportartspezifischen Verletzungen ist eine exakte Diagnosestellung die Voraussetzung für eine effiziente Therapie, Rehabilitation und Prävention. Hier sollte auch beim älteren Sportler nicht versäumt werden, entsprechende Voruntersuchungen auch im Sinne einer Prophylaxe durchzuführen. Neben einer eingehenden klinisch-orthopädischen Untersuchung als „Remedium diagnosticum“ sollten gegebenenfalls auch technische Untersuchungen zum Einsatz kommen.

Chronische Verletzungen an den oberen Extremitäten

1. Golferellenbogen

  1. Epicondylitis ulnaris (Rechtshänder)
  2. Epicondylitis radialis (Linkshänder)

Ursache: Überbelastung infolge verkrampfter oder fehlerhafter Schlägerhaltung.
Maßnahmen: Wichtig ist hierbei wie bei allen Sportverletzungen die effektive Prophylaxe, die durch eine Optimierung der Grifftechnik (Over lap – Interlocing-Baseballgriff) und regelmäßiges Training erreicht werden kann.

2. Golferschulter

Ursache: Im Vordergrund stehen die stereotypen Bewegungen des Golfschwungs, die dann zu einem Überlastungssyndrom führen. Meistens sind auch degenerative Veränderungen zu berücksichtigen.
Maßnahmen: Als wohl wichtigste Maßnahme für den Sportler gilt hierbei die Schonung und Prophylaxe, die vor allem aus der Optimierung der Schwungtechnik besteht, die wiederum nur durch Training erlernt werden kann.

3. Handgelenksbeschwerden

Eine seltene Verletzung ist die Ruptur des Discus articularis, beobachtet werden auch osteoporosebedingte Frakturen des Os hamatum.

Chronische Verletzungen an den unteren Extremitäten

Ursache hierfür sind die Bewegungsabläufe, die beim Golfschwung durchgeführt werden, hier auch wiederum oft ausgelöst durch einen fehlerhaften Schwung mit folgender Fehlstellung. Insbesondere sei an dieser Stelle die Valgusstellung mit Rotation des Kniegelenks erwähnt, was zu Meniskusreizungen beziehungsweise zu Reizungen des Innenbandes führen kann. Eher selten treten bei abrupten Bewegungen und Rotationen Einrisse am Meniskus auf.

Chronische Verletzungen an der Wirbelsäule

Der beim Golfsport wohl am meisten strapazierteste Körperteil ist die Wirbelsäule. Hauptlokalisation ist die Lendenwirbelsäule, gefolgt vom cervicothorakalen Übergang. Ursächlich kommen die beim Golfsport immer wieder auftretenden Fehlhaltungen der Wirbelsäule in Betracht wie Rundrücken, Hohlkreuz und Rotationen, meist hervorgerufen durch den spezifischen Bewegungsablauf beim Golfschwung. Zu berücksichtigen sind vor allem beim älteren Sportler parallel schon vorhandene degenerative Veränderungen. Ein besonderes Hauptaugenmerk sollte auf die Erhebung einer Muskelfunktionsanalyse der Rücken- und Bauchmuskulatur gelegt werden. Anhand eigener Untersuchungen bei Golfspielern (Amateure bis Profis) konnte festgestellt werden, dass schon nach zwölf Trainingseinheiten – spezifisch ausgerichtet nach einer CT-gesteuerten Analyse der Beuger-, Strecker- und Rotatorenmuskeln – eine Verbesserung des Handycaps erreicht werden konnte.

Spezielle orthopädische Probleme

Immer wieder kommt die Frage auf, ob Golf auch bei Erkrankungen des Bewegungsapparates wie beispielsweise mit einer Hüft- oder Knieprothese oder auch nach einer Bandscheibenoperation ausgeübt werden kann.
Nach eigener jahrzehntelanger Erfahrung hat sich bei diesen Krankheitsbildern bewährt, im Rahmen einer Rehabilitation schon drei bis vier Wochen nach dem erfolgten operativen Eingriff sportartspezifische Bewegungsabläufe und damit Belastungen in die Therapie mit einzubauen. Zu Beginn sehr wichtig ist das Üben der beim Golf notwendigen Haltungen und Schwungtechniken, gegebenenfalls modifiziert entsprechend den Krankheitsbildern gegenüber dem Normalen beziehungsweise dem vorher Gewohntem. Nach freigegebener Vollbelastung und guter muskulärer Stabilisation erfolgt eine kontinuierliche Steigerung der Belastung mit den sportartspezifischen Bewegungsabläufen der gesamten Schwungtechniken (Aufschwung bis zum „Finish“, Cave: Hohlkreuz!). Voraussetzung hierfür ist ein Behandlungsteam bestehend aus Arzt, der möglichst diese Sportart und dessen Bewegungsabläufe kennen sollte, Physiotherapeut und Trainier (bei Profis). Besonders wichtig ist dabei, dass der Golfer die Schwungtechniken dem vorliegenden Krankheitsbild entsprechend modifiziert. So hat sich bei uns eine „spezielle Reha-Golfstunde“ bewährt, unter anderem mit einer „Golfgymnastik“, ähnlich der Skigymnastik. Aus den von mir gewonnenen Ergebnissen und Erfahrungen kann durch diese sportartspezifischen Trainingsmethoden, die schon während einer Rehabilitation begonnen werden, eine rasche Wiederaufnahme des Golfspielens in etwa einem bis sechs Monaten erreicht werden.

Weitere Aspekte

Neben den aufgezeigten Säulen von Physis und Technik sollte aber auch nicht vergessen werden, dass der Erfolg eines Golfspielers bis zu 90 Prozent auf psychischen Faktoren beruht. Aufgabe eines Sportmediziners sollte es deshalb auch sein, den Golfer mit einem mentalen Training zu unterstützen. Dies bedarf jedoch spezieller Kenntnisse.

Zusammenfassung und Ausblick

Golf ist derzeit wohl die Trend- und faszinierende Sportart unserer Zeit. So faszinierend vielleicht, weil der Sportler in einer einzigen Runde praktisch durch die gesamte Bandbreite menschlicher Emotionen schreitet: Freude, Stolz, Größenwahn, Verzweiflung, Demut. Grund für den zunehmenden Golfboom ist wohl auch, dass dieser Sport in jeder Altersklasse betrieben werden kann. Vom Kind, das sich mental, ungehemmt, locker, spielerisch mit Golfschläger und Ball bewegt, bis zum Senior, der sich oft erst im höheren Lebensalter fürs Golfspiel entscheidet, da sich kaum eine andere Sportart den individuellen körperlichen Voraussetzungen des Menschen so gut anpassen lässt und somit auch von Menschen mit durchgemachten und bestehenden Erkrankungen des Bewegungsapparates oder mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgeübt werden kann.
Golfen ist ein Dreiklang von Physis, Technik und Psyche. Da sowohl im physischen wie psychischen Belastungsanspruchsprofil zahlreiche sportwissenschaftliche Erkenntnisdefizite vorliegen, sind wir angehalten, die sportartspezifischen Belastungen und gesundheitlichen Risiken einschließlich Ernährung und allgemeinen sportmedizinischen Aspekten wie auch der gesundheitlichen Vorteile mehr zu beleuchten, um die sportartspezifische sportmedizinische Betreuung des Golfsportlers weiter zu verbessern.

Häufigste Lokalisation von sportartspezifischen Beschwerden und Verletzungen des Golfsports

Über den Autor:
Dr. Dietolf Hämel, Facharztforum für Orthopädie/Physikalische Medizin und Rehabilitation/Sportmedizin in Rosenheim, 20 Jahre Mannschaftsarzt der Starbulls (SBR) Rosenheim, 1976-2008 ärztlicher Betreuer der Sportschule Süd des BGS Bad Endorf (DSV – alpin/nordisch, Rodeln, Bob), jahrzehntelanges Mitglied des Bayerischen Sportärzteverbandes, des Berufsverbandes für Orthopädie, der Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie (DGOOC) sowie der GOTS, Vizepräsident der Sektion Sportorthopädie/Sporttraumatologie, seit 1991 Ärztlicher Leiter (Gründer) und Dozent der Berufsfachschule für Physiotherapie, seit 2012 Hochschulstandort von Rosenheim (Gründung für Bachelor of Physiotherapie)

4 Antworten

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