Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin

Wirbelsäulenbeschwerden

Wirbelsäulenbeschwerden: Künstlicher Bandscheibenersatz ist auch für Hochleistungssportler geeignet

Bandscheibenprothesen im Lendenbereich werden seit über 50 Jahren mit wechselndem Erfolg eingesetzt. Im Vergleich zur Normalbevölkerung bestehen bei Sportlern und Leistungssportlern in der Regel keine Kontraindikationen wie Osteoporose, Verengung des Spinalkanals (Rückenmarkkanals) oder schweres Übergewicht. Aus diesem Grund ist auch bei intensiven, aber ergebnislosen Behandlungen des Lumbalsyndroms (Schmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich) mit und ohne Bandscheibenvorfall, Höhenminderungen oder ausgeprägter Verschleiß der Zwischenwirbelräume und nachgewiesenem Bandscheiben bedingten Schmerz natürlich unter Ausschluss anderer Schmerzursachen der Bandscheibenersatz möglich.

Besonders kritisch zu sehen ist die Indikation bei Sportarten mit extremen Rotations- und Flexions-/Extensionsbewegungen oder erheblichen Gewichtsbelastungen. Frakturen mit und ohne Bandscheibenbeteiligung gibt es häufig im Ski alpin, beim Snowboarden, Kitesurfen und Mountainbiken. Selten kommen diese Verletzungen im Eishockey, beim Bobfahren, Rodeln und Skispringen vor.

Über die individuelle Belastbarkeit und entsprechende Sportfähigkeit ist im Einzelfall postoperativ zu entscheiden. Eine feste Einheilung der Prothese ist etwa in zwölf Wochen nach der Operation zu erwarten. Die Beobachtung der Langzeitergebnisse sowie weitere kontrollierte Studien sind selbstverständlich erforderlich.

Die derzeit gebräuchlichen Verfahren sind die mikrochirurgische und die transkutane Diskektomie (Entfernung des Diskus der Bandscheiben) mit Endoskop. Jede der beiden Techniken wird nach speziellen Indikationen angewandt. Insbesondere beim Leistungssportler ist die Frage nach dem richtigen Operationszeitpunkt häufig schwer zu beantworten. Bei nachgewiesener Wurzelkompression oder Sequestrierung (Vordringen des Bandscheibengewebes in den Rückenmarkkanal) ist ein entsprechendes operatives Vorgehen angeraten.

Auch beim Hochleistungssportler ist ein bis zwei Wochen nach der Operation eine Pause angesagt. Nach dieser Zeit und mit dem Abschluss der Wundheilung ist ein gezieltes physiotherapeutisches Training notwendig, das nach etwa vier Wochen wieder in ein sportartspezifisches Training münden kann. Vorausgesetzt, dass keine besonderen Vorkommnisse vorliegen.

Beim Einsatz von Medikamenten gegen Rückenschmerzen im Hochleistungssport sind vor allem die Antidoping-Bestimmungen genauestens zu beachten. Die größte Arzneimittelgruppe, die eingesetzt wird, ist die der nicht-steroidalen Antirheumatika. Diese unterscheiden sich vor allem durch Ausprägung der Nebenwirkungen sowie in ihren pharmako-kinetischen Eigenschaften. Auch Wirkstärke und Wirklänge sind zu berücksichtigen. Muskelentspannende Präparate sind im Hochleistungssport wegen der starken zentralen Nebenwirkungen nur absolut eingeschränkt empfehlenswert. Eine gute und weitgehend nebenwirkungsfreie Unterstützung bei allen entzündlichen Prozessen sind Enzympräparate. Bei richtiger Einnahme zeigen sie deutlich abschwellende Eigenschaften.

Dr. Hubert Hörterer, Bad Wiessee, 24. Oktober 2005

Der Autor ist Facharzt für Orthopädie/Sportmedizin sowie Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin; er arbeitet seit Mai 1989 als Chefarzt und Ärztlicher Direktor des Medical Park St. Hubertus in Bad Wiessee; in der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin wirkt Dr. Hubert Hörterer als Vorstandsmitglied; zudem steht er den Verbandsärzten Deutschlands vor; er war als Arzt bei acht Olympischen Spielen im Einsatz; im Internationalen Skiverband unterstützt er die medizinisch-wissenschaftliche Kommission.

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