Am 16. Juni um 21:00 Uhr sollte die deutsche Fußballnationalmannschaft der Männer in München mit einem Spitzenspiel gegen Frankreich in die Europameisterschaft der „Superlative“ mit erstmals Austragungsorten in ganz Europa starten. Alle Sportbegeisterten, darunter sicher die allermeisten Sportorthopäden und Sportunfallchirurgen, haben gespannt dem neuen Format entgegengefiebert. Es hätten sich Fragen nach Vorverletzungen der Spieler, deren Vorbelastung im Bundesligabetrieb und der Kaderzusammenstellung aufgetan. Die Rückkehr von Niklas Süle und Leroy Sané nach den Kreuzbandverletzungen in den Nationalkader hätten uns beschäftigt. Viele hätten erneut den „kleinen“ Bundestrainer in sich entdeckt und auch in sportorthopädischer Hinsicht wieder allerhand Ratschläge für die Kollegen auf den Bänken gehabt. Das ist Fußball! Selbstverständlich gab es auch Vorbehalte und begründete „umweltpolitische“ Kritik an den großen Reisedistanzen, aber die Spannung war dennoch sehr groß. Außerdem wäre es ein starkes Zeichen für ein zusammenwachsendes Europa ohne sportliche Grenzen gewesen…
Doch es sollte anders kommen:
Am 17.03.2020 legt die UEFA fest: „EURO 2020 erst im Sommer 2021“
Nach Beratungen der 55 Mitgliedsverbände sowie der Führungsriegen der Klubvereinigung ECA, des Ligen-Interessenverbundes European Leagues und der Spielergewerkschaft FIFPro hat das UEFA-Exekutivkomitee entschieden, dass die Europameisterschaft erst im Sommer 2021 ausgetragen wird.
Die Endrunde soll demnach vom 11. Juni bis 11. Juli 2021 stattfinden. Die Play-off-Spiele für die EURO, die ursprünglich für März 2020 vorgesehen waren, wurden in den Juni 2020 verlegt. Das Exekutivkomitee entschied zudem, dass Wettbewerbe, die im Juni 2021 stattfinden sollten, neu terminiert werden. Dies betrifft das Final Four der Nations League sowie die Europameisterschaften der Frauen und der U 21. Genaue Termine sind noch offen (DFB Webseite).
Ganz Fußballdeutschland muss sich nach Beginn der „Coronakrise“ damit auseinandersetzen, dass zumindest in diesem Jahr keine Fußball EM stattfinden wird. Vielmehr wurden Lösungen gesucht und – gefunden, wie zumindest die Bundesliga, die 2. Bundesliga und die Bundesliga der Frauen zu Ende gespielt werden können.
Plötzlich standen die betreuenden Mannschaftsärzte, die ihre Wurzeln überwiegend in der Orthopädie und Unfallchirurgie haben und die nicht in jedem Team auf einen spielbegleitenden internistischen Kollegen zurückgreifen können, vor ganz neuen Herausforderungen.
Abb: “Nicht den Humor verlieren”
Es wurden neue Trainingsmethoden für das „Home“-Training entworfen und ein ausgeklügeltes System entwickelt, wie Fußball gespielt werden kann, ohne die „Hygienerichtlinien“ zu verletzen. Diese Richtlinien müssen von den Kollegen umgesetzt werden. Spieler müssen regelmäßig getestet werden und um wirklich an der Mannschaft zu bleiben, sollten sich die Kollegen mit in Quarantäne begeben. Das ist jedoch nur bei den Mannschaften möglich, die einen „hauptamtlichen“ Mannschaftsarzt haben. Die Kollegen mit eigener Praxis oder im Angestelltenverhältnis können das eigentlich nicht erfüllen, stehen aber von Seiten der Vereine unter hohem Druck. Es wurden Regeln geändert, die selbst vor Heimspielrecht und Transferphase keinen Halt machen.
Seit 16. Mai rollt der Ball nun wieder in leeren Stadien mit „englischen“ Intervallen zwischen den Begegnungen. Seit 29.05. 2020 sind auch die Frauen wieder in der Bundesliga am Ball.
Inwiefern der geänderte Spielbetrieb ohne den „12ten Mann“ mit kürzeren Abständen zwischen den Partien einen Einfluss auf die Verletzungsarten und –häufigkeiten haben werden, kann erst im Nachhinein untersucht werden.
Der DFB gibt Konzepte heraus, wie auch im Amateur- und Jugendbereich zumindest wieder trainiert werden kann. Und es sollte sicherlich auch ein Fokus von uns sportbegeisterten Ärzten sein, den Breitensport in diesen besonderen Zeiten zu fördern.
Nichts destotrotz, freue ich mich auf die „EURO 2020“, auch wenn sie erst 2021 ausgetragen wird.
DER AUTOR
Dr. med. Ingo Tusk, ist Facharzt für Orthopädie, spezielle orthopädische Chirurgie, Sportmedizin. Als Chefarzt leitet er die zertifizierte Klinik für Sportorthopädie und Endoprothetik der Frankfurter Rotkreuzkliniken e.V.. Seit 2007 ist er als Mannschaftsarzt im Frauenfußball aktiv und hat die Frauenfußballnationalmannschaft bei den olympischen Spielen 2016 in Rio betreut. Er ist Vizepräsident der DGSP und 1. Vorsitzender der Sportärzteverbandes Hessen e.V..
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